FIFA Ausbildungsentschädigung und Solidaritätsmechanismus: Ein faires System für Spielerentwicklung und -transfers

Fußball ist ein globaler Sport, der Millionen von Fans anzieht und Einnahmen in Milliardenhöhe generiert. Doch hinter dem Glanz und der Aufregung des Profifußballs steckt ein komplexes System der Spielerentwicklung und der Spielertransfers. Die FIFA Ausbildungsentschädigung und der Solidaritätsmechanismus sind zwei wichtige Vorschriften, die ein faires und nachhaltiges System für die Entwicklung und den Transfer von Spielern gewährleisten.

Was ist die Ausbildungsentschädigung?

Die Ausbildungsentschädigung ist ein System, das von den Klubs verlangt, die Jugendklubs zu entschädigen, die einen Spieler ausgebildet haben, wenn dieser Spieler seinen ersten Profivertrag unterzeichnet. Die Entschädigung soll dem Jugendklub helfen, junge Spieler weiterzuentwickeln und in seine Infrastruktur zu investieren.

Artikel 20 des FIFA-Reglements bezüglich Status und Transfer von Spielern (RSTP) besagt: „Trainingsentschädigungen werden an den/die Trainingsklub(s) eines Spielers gezahlt: (1) wenn ein Spieler seinen ersten Vertrag als Profi unterschreibt, und (2) jedes Mal, wenn ein Profi bis zum Ende der Saison bis zu seinem 23. Geburtstag wechselt. Die Verpflichtung zur Zahlung einer Ausbildungsentschädigung entsteht unabhängig davon, ob der Wechsel während oder am Ende des Spielervertrags erfolgt. Die Bestimmungen zur Ausbildungsentschädigung sind in Anhang 4 dieses Reglements festgelegt.“ (FIFA)

Die Höhe der Entschädigung wird anhand einer komplexen Formel ermittelt, die das Alter des Spielers, die Zeit, die er oder sie im Jugendklub verbracht hat, und die vom neuen Verein gezahlte Ablösesumme berücksichtigt. Die Entschädigung wird in der Regel vom neuen Verein an den Jugendverein gezahlt, der den Spieler entwickelt hat.

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Die Ausbildungsentschädigung wird innerhalb von 30 Tagen nach Registrierung des Spielers fällig. Wenn der Verein aufgrund von Insolvenz oder aus anderen Gründen aufgelöst wurde und daher nicht mehr existiert, kann die Ausbildungsentschädigung stattdessen an den Nationalverband gezahlt werden. Dies jedoch unter der Bedingung, dass sie ausschließlich für die Reinvestition in den Jugendfußball des Landes bestimmt ist.

Hinweis: Artikel 20 des FIFA RSTP bezüglich Trainingsentschädigung gilt nicht für den Frauenfußball.

Darüber hinaus gelten Sonderregelungen für die Ausbildungsvergütung, wenn das Geschäft innerhalb der Europäischen Union (EU) und/oder des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) erfolgt. Diese Bestimmungen lauten wie folgt:

  1. Erfolgt ein Transfer von einem Klub einer niedrigeren Kategorie zu einem Klub einer höheren Kategorie, basiert die Berechnung auf der durchschnittlichen Entschädigung, die beiden Klubs zustehen würde.
  2. Erfolgt der Transfer von einem Klub einer höheren Kategorie zu einer niedrigeren Kategorie, erfolgt die Berechnung gemäß der Entschädigung, die dem Klub einer niedrigeren Kategorie zusteht.
  3. Eine Ausbildungsentschädigung wird nicht fällig, wenn dem Spieler 60 Tage vor Ablauf des Vertrages beim bisherigen Verein kein schriftliches Angebot vorliegt, sofern der Vertragswert beim wechselnden Verein mindestens gleich ist der bisherige Vertrag.

Hinweis: Der EWR besteht aus den 27 Mitgliedern der Europäischen Union und umfasst auch die Länder Norwegen, Liechtenstein und Island aus der Europäischen Freihandelsassoziation. Manche Länder, wie bspw. die Schweiz gehören nicht dazu.

Es gibt auch drei Fälle, in denen keine Ausbildungsvergütung fällig ist, die Sie möglicherweise beachten müssen:

  1. Wenn der Vertrag mit dem verkaufenden Verein ohne wichtigen Grund gekündigt wurde
  2. Wenn der Spieler von einer höheren Kategorie zu einem Verein der Kategorie 4 wechselt
  3. Wenn der Spieler durch den Transfer den Amateurstatus wiedererlangt

Was ist der Solidaritätsmechanismus?

Der Solidaritätsmechanismus ist eine weitere FIFA-Regelung, die sicherstellt, dass Jugendklubs für ihre Rolle in der Spielerentwicklung fair entlohnt werden. Der Solidaritätsmechanismus verlangt von den Klubs, einen Prozentsatz der Transfersumme, die sie für einen Spieler erhalten, an die Klubs zu zahlen, die ihn oder sie im Alter zwischen 12 und 23 Jahren entwickelt haben.

Artikel 21 des FIFA-Reglements bezüglich Status und Transfer von Spielern (RSTP) besagt: „Wird ein Profi vor Ablauf seines Vertrages transferiert, erhält jeder Verein, der zu seiner Aus- und Weiterbildung beigetragen hat, einen Anteil der an seinen ehemaligen Verein gezahlten Abfindung (Solidaritätsbeitrag). Die Bestimmungen über den Solidaritätsbeitrag sind in Anhang 5 dieses Reglements aufgeführt.“ (FIFA)

Der Prozentsatz der an die Jugendklubs gezahlten Ablösesumme wird anhand einer Staffelung festgelegt, die von 0,25% bis 5% reicht – je nach Alter des Spielers, als er oder sie vom Jugendklub entwickelt wurde. Der Solidaritätsmechanismus stellt sicher, dass Jugendklubs für ihre Rolle bei der Entwicklung von Spielern entschädigt werden, selbst wenn diese Spieler im Laufe ihrer Karriere mehrmals transferiert werden.

Die wichtigsten Punktesind, dass dem/den Klub(s) im Alter zwischen 12 und 15 Jahren 5% von 5% der Gesamttransfersumme pro Jahr (0,25 % der Gesamtsumme pro Jahr) geschuldet werden. Danach werden dem/den Verein(en) für die acht Jahre bis zum 23. Jahres 10% der 5% der Gesamtsumme pro Jahr (0,5% der Gesamtsumme pro Jahr) geschuldet. 

Hinweis: Bei jedem Wechsel des Spielers wird unabhängig von seinem Alter ein Solidaritätsbeitrag an den/die ausbildenden Verein(e) fällig. Unabhängig davon, ob der Spieler vor Ablauf seines Vertrags im Alter von 20, 25 oder sogar 30 Jahren wechselt, erhalten seine Ausbildungsvereine bis zum Alter von 23 Jahren diese Zahlung.

Zusammenfassung

Zusammenfassend sind der Ausbildungsentschädigungs- und der Solidaritätsmechanismus wichtige Vorschriften, die dazu beitragen, ein faires und nachhaltiges System für die Entwicklung und den Transfer von Spielern zu gewährleisten. Diese Regelungen stellen sicher, dass Jugendklubs für ihre Rolle bei der Entwicklung junger Spieler angemessen entlohnt werden und dass der Transfer von Spielern nicht ausschließlich von finanziellen Interessen bestimmt wird. Durch die Sicherstellung eines fairen und nachhaltigen Systems für die Entwicklung und den Transfer von Spielern tragen diese Vorschriften dazu bei, die langfristige Gesundheit und den Erfolg des Profifußballs zu fördern.

von Dr. Erkut Sogut und Luis Kircher

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